Erste Begegnung mit Flüchtlingen in Sinstorf

Als Mitglied der Flüchtlingsinitiative Sinstorf hilft! war ich froh zu hören, dass die neu gebaute Unterkunft am Sinstorfer Kirchweg 61 nun endlich am 04. Oktober 2017 bezogen werden sollte. Da ich innerhalb der Initiative für das Thema “Lotsen” zuständig bin, wollte ich mir selber ein Bild verschaffen, was unsere neuen Nachbarn benötigen und wie wir ihnen helfen können. Deshalb fuhr ich am Mittwoch (04.10.) nach der Arbeit direkt zur Unterkunft, wo mir die Standortleiterin kurz berichtetet, dass im Laufe des Tages die ersten 34 Flüchtlinge aus der Erstaufnahme Harburger Poststraße in die Containerwohnungen in Sinstorf eingezogen waren. Zur Kontaktaufnahme empfahl sie mir, bei einer syrischen Familie zu klingeln, die mit ihren Kindern gerade fröhlich aus einem der Fenster schaute.

 

 

 

Die Tür wurde mir von der kleinen, ca. 5 jährigen Tochter geöffnet, die mich anlächelte und gleich in die Küche führte. Dort bot mir der Vater einen Stuhl an und holte seine Frau, da die besser Englisch sprach. Nachdem ich kurz erklärt hatte, dass ich zur Hilfsinitative gehöre, fragte ich, was sie brauchen oder wissen möchten.

 

Zuerst interessierte sie, ob es in der Nähe einen Kinderarzt gibt, um die Impfungen für ihre Töchter fortzuführen. Sie sprach dabei sehr gutes Englisch, weil sie in Syrien Englisch studiert hatte, ihr Mann hatte dort Landwirtschaft gelernt und war etwas ruhiger. Deutsch hatten sie bisher noch nicht richtig gelernt, ihre Sprachkurse sollen aber bald starten. Als Unterstützung der Sprachentwicklung waren Sie sehr an Deutsch-Konversationskursen interessiert, wie sie auch von unserer Initiative angeboten werden. Sie fragte des weiteren nach Einkaufsmöglichkeiten, Freizeitangeboten im Stadtteil für ihre Töchter, nach einem Schach-Club für ihren Mann, und nach Fahrrädern zur besseren Mobilität.

 

Als ich ihr erklärte, dass unsere Initiative den Flüchtlingen gebrauchte Fahrräder gegen eine Schutzgebühr anbietet, fand sie das klasse. Sie erwarten nicht, alles umsonst zu bekommen, sondern sind bereit, mit dem Geld von der Behörde auch für Anschaffungen und Freizeitaktivitäten zu bezahlen. Gerne möchten sie auch selber anderen Menschen helfen, solange sie noch keine bezahlte Arbeit haben.
Fahrradwerkstatt Integrationsinitiative Sinstorf hilft! Foto: Weitzing

 

Zwischendurch kamen auch noch andere Flüchtlinge aus den Nachbarwohnungen zu unserem Gespräch in der Küche dazu und stellten Fragen. Die Familien sind untereinander bereits befreundet, weil sie längere Zeit gemeinsam in der Erstaufnahme in der Harburger Poststraße gewohnt haben.

 

Zum Kontakt mit Freunden und mit der Heimat hätten sie alle sehr gerne WLAN in der Unterkunft, was dort aber bisher noch nicht verfügbar ist. Dabei könnten sie sich auch mit mehren Familien zusammen einen Anschluss teilen, allerdings ist noch unklar, ob es auf dem Gelände dazu passende Telefonkabel gibt.

 

Einige der Fragen konnte ich bereits vor Ort klären, indem ich auch auf unsere Stadteilkarte im Willkommens-Ordner verwies, auf der Kindergärten, Supermärkte, Spielplätze und vieles weitere mit Symbolen verzeichnet ist.  Zu anderen Fragen musste ich mich erst erkundigen oder sie innerhalb unserer Gruppe weitergeben. So kennen wir erste konkrete Themen, bei denen unsere Hilfe benötigt wird. Für weitere direkte Kontakte haben wir Emailadressen ausgetauscht.

 

Insgesamt habe ich mich ca. eine Stunde sehr nett mit den beiden unterhalten und freue mich auf weitere Kontakte mit unseren neuen Nachbarn. Dabei hoffe ich auf weitere Unterstützung der Anwohner aus Sinstorf, Marmstorf und Rönneburg, die sich z.B. als Lotsen, bei Deutschkursen oder in der Fahrradwerkstatt engagieren möchten!

 

Felix Krug v. Nidda